Nur noch "Good News": Radiosender gehen neue Wege
Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten gibt es nicht mehr, und über weitere Bahnstreiks braucht sich auch niemand mehr aufregen, zumindest wenn man Nostalgie einschaltet. Der private, bundesweite Radiosender hat unter dem Slogan "Gute Musik, gute Laune" die schlechten Weltnachrichten aus seinem Programm verbannt. Ab sofort gibt es im Nachrichtenblock nur noch Good News.
Neuer "Feel Good"-Trend
bigFM hat die Radionachrichten neu strukturiert
Foto: bigFM
Nostalgie springt hier auf einen "Feel Good"-Trend auf. Mehrere Radiostationen in Europa haben ebenfalls die schlechten Nachrichten aus ihren Programmen verbannt. Umfragen haben gezeigt, dass Berichte über solche Katastrophen miese Laune oder Wut erzeugen, und Hörer diese Stationen sogar meiden, ihren Lieblingsradiosender also nicht mehr einschalten und zu Streamingdiensten gewechselt sind.
Das ganze sorgt aber für kontroverse Debatten: "Werden wir jetzt nach und nach zum Pippi-Langstrumpf-Funk und machen uns die Welt, wie sie uns gefällt? Ich erwarte von jedem Sender seriöse Information", schreibt ein langjähriger Nachrichten-Redakteur und Radiomacher im sozialen Netzwerk "Facebook".
In Nordamerika gibt es für Nachrichten spezielle Programme
Dabei sind Radionachrichten eher eine Besonderheit des deutschen und anderer europäischer Märkte. Wer in Nordamerika eine Musikwelle hört, wird dort in der Regel keine News bekommen. Dafür gibt es in jeder Stadt spezielle Wellen, die ausschließlich Nachrichten senden.
Freilich hat sich aber auch die Informationsbeschaffung geändert. Viele haben heutzutage Nachrichten-Apps wie die der Tagesschau auf ihrem Smartphone oder entsprechende Channels bei WhatsApp und anderen Netzwerken abonniert. Sie bekommen dadurch oft sogar einen Nachrichten-Overkill und sind gar nicht mehr auf den Radiosender angewiesen. Zudem kann man Alexa und andere Sprachassistenten jederzeit darum bitten, die aktuellen Nachrichten abzuspielen.
bigFM: Social Media-News wichtiger als Weltnachrichten
Das hat man auch beim Jugendsender bigFM erkannt. "Da wir wissen, dass die 14–35-Jährigen gerade am Morgen bereits umfassend informiert sind, bevor sie überhaupt das Radio einschalten, mussten wir uns was Neues einfallen lassen und haben in den letzten 12 Monaten unser Nachrichten-Angebot komplett überarbeitet", sagt Programmchef Till Simoleit.
So sind Social Media Trends in den News nun wichtiger als beispielsweise der Krieg im Nahen Osten. Themen aus aller Welt zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft folgen also erst an zweiter Stelle. Mit speziellen Themen-Clustern wie bigKlima und bigMusic setzt der Sender am Ende der News nochmal ganz eigene Akzente.
Unterstützt wird das junge Nachrichten-Team dabei auch durch KI und die Erfahrungen, die man mit assistierenden Nachrichten-Crawlern und Social Media Scannern bei dem KI-Radio-Projekt bigGPT gesammelt hat.
„Unser Ziel ist es dabei, den bigFM-Hörer:innen in ihrer Social Media Welt Orientierung zu geben und mit neuen Themenschwerpunkten das junge Publikum gezielter zu erreichen und gerade bei der Generation Z und Alpha auch wieder das Interesse für Nachrichten zu wecken“, so Till Simoleit weiter.
Die Uni Mainz hat die Berichterstattung öffentlich-rechtlicher Sender untersucht. Tenor: Die Vielfalt an Themen ist hoch, eher linke und sozialstaatliche Beiträge dominieren aber.