Traditions-Unternehmen: Aus für Telestar, Insolvenz bei WISI
Im Sommer fällt das Nebenkostenprivileg beim TV-Kabel weg. Eigentlich sollte dies ein gutes Geschäft für deutsche Unternehmen im Bereich Satellitentechnik, Antennen oder Receiver bedeuten. Aus dem Unterhaltungselektronik-Sektor kommen aber andere Nachrichten: Ein bekanntes deutsches Traditions-Unternehmen hat sein Ende verkündet, ein anderes vorsorglich Insolvenz angemeldet.
Telestar Digital stellt Geschäftsbetrieb ein
Mit Telestar stellt ein bekanntes, deutsches Unterhaltungselektronik-Unternehmen seinen Geschäftsbetrieb Ende 2024 ein - mehr als 30 Jahre nach der Gründung im Jahr 1993. Das berichtet das Magazin "Digital Fernsehen" und beruft sich auf ein vorliegendes Statement.
Telestar stellt den Betrieb ein
Foto: Telestar
Seit Gründung der Telestar Digital GmbH habe man stets erfolgreich qualitativ hochwertige Produkte angeboten, hieß es. Leider hätten sich die wirtschaftlichen Umstände in letzter Zeit so stark verändert, dass trotz aller Bemühungen keine nachhaltige Möglichkeit mehr bestünde, den Betrieb fortzuführen, so Geschäftsführer Frank Kirwel. Man werde den Betrieb daher spätestens zum 31. Dezember 2024 schließen. Bis dahin würde die vorhandene Ware abverkauft. Noch zur letzten IFA sorgte Telestar für Aufsehen mit DAB+-Digitalradios, welche die Bevölkerungswarnung EWF eingebaut haben.
Die zum Firmenverbund der Techniropa Holding gehörende Telestar Digital GmbH aus der Vulkaneifel war neben Digitalradios der Marken Telestar Dira und Imperial Dabman auch für Empfangstechnik für den digitalen Fernsehempfang via Satellit (DVB-S/S2), Kabel (DVB-C) oder Terrestrik (DVB-T/T2) bekannt. Zum Portfolio gehörten etwa Sat-Receiver oder Set-Top-Boxen für TV-Kabel und Antenne.
WISI: Einleitung eines Insolvenz-Verfahrens zur Sanierung in Eigenverwaltung
Doch nicht genug mit Hiobsbotschaften: Das Amtsgericht Pforzheim hat dem Antrag des renommierten Traditions-Unternehmens WISI auf Einleitung eines Insolvenz-Verfahrens zur Sanierung in Eigenverwaltung stattgegeben. Der Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung war vor allem aufgrund des aktuellen drastischen Einbruchs des Auftragseingangs, insbesondere im Bereich Netzausrüstung für Breitbandnetze unumgänglich. In den Jahren zuvor hatten schon mangelnde Verfügbarkeit und massiv gestiegene Kosten für elektronische Bauteile und der Wegfall des Geschäfts mit Russland aufgrund der westlichen Sanktionen und dem Krieg in der Ukraine die Substanz belastet. Neben Breitbandtechnik ist WISI ebenfalls für seine Satelliten-Receiver, terrestrische Antennen oder Messgeräte bekannt.
WISI hofft auf Sanierung nach vorläufiger Insolvenz
Foto: WISI Group
Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren, in dessen Rahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb zügig die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen erarbeitet werden sollen, um im Ergebnis eine langfristige Perspektive für das Unternehmen und alle Beteiligten zu schaffen. Ein Eigenverwaltungsverfahren wird nur dann genehmigt, wenn das Unternehmen die Chance auf eine nachhaltige Sanierung besitzt. Das Amtsgericht Pforzheim gab dem Antrag statt und bestellte Rechtsanwalt Marc-Philippe Hornung von der Kanzlei Schilling, Zutt & Anschütz zum vorläufigen Sachwalter.
WISI hofft auf Sanierung
Die Geschäftsführung bleibt bei einer Sanierung in Eigenverwaltung voll handlungsfähig, um die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen gemeinsam mit den erfahrenen Restrukturierungsexperten der Kanzlei LUTHER (Gunnar Müller-Henneberg, Salvatore Calcagno und Hannah-Laura Schütte) umsetzen zu können. Hierbei steht die stabile Fortführung des Geschäftsbetriebs im Vordergrund.
Die rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in einer Mitarbeiterversammlung am Standort Niefern-Öschelbronn (Baden-Württemberg) über die Einleitung des Verfahrens und die weiteren Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter seien für die nächsten Monate durch das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gesichert. Die Geschäftsführung der WISI Communications bedauert laut eigenen Angaben die Notwendigkeit der Maßnahmen. Es sei das Ziel des Sanierungsverfahrens, die Interessen aller Beteiligten so umfassend wie möglich zu berücksichtigen.
Wer einen Breitband- oder LTE-Tarif hat, kann übers Internet Fernsehen und damit auf Sat-Schüssel, Kabelanschluss oder Antenne verzichten. Wir vergleichen die wichtigsten Anbieter und geben wertvolle Tipps.