Immer weniger Vielfalt im News-TV
Axel Springer tritt beim Nachrichtensender "Welt" auf die Kostenbremse
Foto: WeltN24 GmbH/Felix Krumbholz
Warum tut sich die deutsche Fernsehlandschaft so schwer mit hochwertigem Nachrichtenfernsehen? Diese Frage steht schon seit langer Zeit im Raum. Bestimmte Argumente tauchen dabei in der Debatte immer wieder auf und sind hinreichend bekannt. Doch mittlerweile hat sich die Lage sogar deutlich verschlechtert, dabei wäre gerade jetzt besseres Nachrichtenfernsehen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz.
Problem Wirtschaftlichkeit
Axel Springer tritt beim Nachrichtensender "Welt" auf die Kostenbremse
Foto: WeltN24 GmbH/Felix Krumbholz
Nachrichtenfernsehen mit seinem hohen redaktionellen bzw. moderierten Live-Anteil gilt als besonders starker Kostenfaktor. Dazu zählen vor allem auch Korrespondenten bzw. das globale Reporternetz und Auslandsbüros. Der hohe Aktualitätsanteil macht es schwierig, Programmanteile mit günstigeren Produktionen zu füllen. Springer und RTL bedienen sich bei WELT und n-tv deshalb seit langer Zeit bei Formaten wie Dokumentationen und zunehmend auch Sport.
Diese Entwicklung zeigt sich nun besonders bei WELT, wo man auf einen wichtigen Vertrag zur Nachrichtenproduktion mit Servus TV verzichten musste. Auch die Wirtschaftsberichterstattung von der Frankfurter Börse dürfte vor dem Hintergrund eines steigenden Kostendrucks und weniger Einnahmen durch die genannte Partnerschaft nachhaltig leiden.
Mittelallokation bei Öffentlich-Rechtlichen
An ausreichendem Budget für hochwertiges Nachrichtenfernsehen sollte es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern augenscheinlich kaum mangeln. Schließlich nehmen ARD und ZDF jedes Jahr zum Beispiel ein Vielfaches der Marktkapitalisierung von ProSiebenSat.1 allein an Rundfunkgebühren ein. Immer wieder zeigen sich Marktbeobachter überrascht, dass man in Deutschland trotz dieses horrenden Budgets nicht in der Lage ist, Nachrichtenfernsehen auf dem Niveau von BBC World News zu produzieren.
Hinzu kommt immer wieder Kritik an der Qualität der Berichterstattung in bereits bestehenden Nachrichtenformaten, wie der "Tagesschau", den "Tagesthemen" oder "heute". Dabei geht es um politische Einseitigkeit, insbesondere der fehlenden Abbildung alternativer politischer Positionen sowie einer stark meinungsbezogenen Einordnung tagespolitischer Ereignisse. Mit diesem Thema hat sich kürzlich auch die Studie Fehlt da was? - Perspektivenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformaten vom Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg Universität Mainz auseinandergesetzt.
Hoffen auf ausländische Investoren
In den vergangenen Jahren keimte immer wieder Hoffnung auf, dass ausländische Mediengruppen sich stärker im deutschen Nachrichtenfernsehen engagieren könnten und damit zur Meinungsvielfalt beitragen. Genannt wurde zum Beispiel Comcast, die mit Sky News bereits renommierte Nachrichtensender in Großbritannien und Italien betreiben. So war dort kurzzeitig ein deutscher Ableger von Sky News im Gespräch.
Allerdings hatte sich Comcast auch aus Kostengründung bereits vor längerer Zeit von Plänen für einen paneuropäischen Nachrichtenkanal verabschiedet. Das fehlende Geld bei den Privaten und die fehlende Bereitschaft bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu Reformen bremsen zumindest in absehbarer Zukunft die Hoffnung auf besseres Nachrichtenfernsehen.