Nokia auf dem MWC: In alter Frische zurück?
Der Netzwerkausrüster Nokia überraschte auf dem Mobile World Congress mit einem neuen Logo. Die Buchstaben wurden stark verkürzt ("hatte jemand Hunger?") und sollen eine klare Unterscheidung von Nokia Networks gegenüber Consumer-Produkten sein, denn Nokia Mobilephones (hmd) und Nokia Tablets etc. verwenden weiterhin den klassischen Nokia Schriftzug. Der Nokia-Stand in Halle 3 war in zwei Bereiche aufgeteilt, einer für allgemeine Besucher und einer für Fachbesucher mit Termin und fachkundiger Begleitung. Vor einigen Jahren hatte Nokia in Deutschland eine schwere Schlappe einstecken müssen, als die Deutsche Telekom den langjährigen Lieferanten gegen den Hauptkonkurrenten Ericsson ausgetauscht hatte.
Inzwischen, so berichten Brancheninsider, habe Nokia schwer aufgeholt, sei bei manchen Produkten sogar schneller als Huawei in China. Mitarbeiter loben ihren neuen Chef Pekka Lundmark, ein Finne mit Original-Nokia-Vergangenheit, der ruhig und bedächtig das Unternehmen steuert.
Fehlt etwas? Nein, Nokia meldet sich mit neuem Logo und neuen Produkten auf dem MWC zurück
Foto: teltarif.de, Logo: Nokia, Montage: teltarif.de
Mehr Nutzer, mehr Daten, weniger Energie
Der Trend ist branchenweit: Wie können mehr Daten, mehr Nutzer verarbeitet und versorgt werden, ohne den Stromverbrauch linear zu erhöhen, besser noch bei gleichzeitigem Stromverbrauch. Ist in einer Zelle nichts los, soll diese Zelle möglichst gar nichts verbrauchen. An einem Standort werden gerne neue Multiband-Antennen und Funkteile (RAN) aufgehängt, die möglichst alle lizenzierten Frequenzen abdecken. Damit erreicht der Netzbetreiber möglichst viele Nutzer, deren Geräte vielleicht bestimmte Bandkombinationen (wie z.B. n28/B20) nicht beherrschen.
Für Indoor-Installationen werden Router-ähnliche Geräte angeboten, die an die Decke oder die Wand gehängt werden. Je nach Geschmack des Netzbetreibers steht ein Access-Server bei der Sendestation oder die Signale werden in einer Cloud verarbeitet, in Mehrheit noch in Single-RAN-Technik, aber auch das Thema Open Ran wird schon intensiv untersucht.
Nokia ist stolz, von der Ooredo-Gruppe als Lieferant von Netzwerktechnik in Tunesien und Algerien (Afrika) ausgewählt worden zu sein.
Nokia zeigt Carrier Aggregation bei 5G
Gemeinsam mit dem Chiphersteller Qualcomm und dem Netzbetreiber T-Mobile US hat Nokia 5G-Carrier-Aggregation vorgestellt. Dies wird in künftigen 5G-SA-Netzen sehr wichtig, weil so die Übertragungs-Bandbreite durch "Zusammenkleben" von Einzelfrequenzen auch bei 5G möglich wird. 5G-SA (Standalone, also ohne 4G-Unterbau) erlaubt es, die Vorzüge von 5G wie Network-Slicing (abgesicherte zugeteilte Ressourcen) und Geschwindigkeit ausnutzen zu können. Die Endgerätehersteller müssen ihre Geräte entsprechend aufrüsten, weswegen Qualcomm mit ins Boot geholt wurde.
Eine Nokia-Basisstation kann ein Gebäude heizen
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Stolz berichtet Nokia, die weltweit erste Demonstration ("showcase") von 5G-Carrier-Aggregation zu zeigen, die fünf Zeitschlitz- (TDD) und Frequenz-Multiplex- (FDD) Träger unterhalb von 6 GHz (5CC-CA) verwenden, Datenraten jenseits von 4 Gbps erlaubt. Dafür wurde ein 5G-Standalone-Netz mit 5CC-CA gebaut, das auf Nokias bereits kommerziell verfügbaren "5G AirScale"-Basis-Stationen läuft.
Im Test-Handy war ein neuer Snapdragon-X75-Modem-Funk-Chip enthalten. Nokia sieht voraus, dass 5CC-CA den Netzbetreibern noch höhere Geschwindigkeiten bei besser Netzabdeckung erlauben wird.
Sendestation heizt Gebäude
Eine Sendestation erzeugt nicht nur Funksignale, sondern auch Wärme. Warum nicht mit der Gebäudeheizung koppeln? Nokia zeigte am Stand in Halle 3 eine Demonstration, was möglich wäre. Der frühere Slogan "Nokia connecting people" in einer ganz neuen Interpretation.
Der Wettbewerber Ericsson wurde vom Analysten Gartner ausgezeichnet.